Gespräch mit der LAGE über die Verfolgung saarländischer Zeugen Jehovas in der NS-Zeit
Am 17. Juli 2024 trafen sich Herr Edwin Buchmann, Heusweiler, und Herr Franz Josef Schäfer, Illingen, mit dem Sprecher der LAG Erinnerungsarbeit im Evangelischen Büro am Ludwigsplatz in Saarbrücken. Dabei kam es zu einem regen Gedankenaustausch, haben sich die beiden Besucher doch über zwei Jahre mit dem Schicksal der Verfolgung saarländischer Zeugen Jehovas in der NS-Zeit befasst.
In dem Gespräch wurde ausgeführt, dass beide u.a. Akten des Saarländischen Landesarchivs, des Stadtarchivs Saarbrücken, des Landesarchivs Speyer, des Landeshauptarchivs Koblenz und des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, Duisburg, ausgewertet haben.
In diesem Umfang fand dies fürs Saarland erstmals statt, was vonseiten des Sprechers Herrn Hofmann gewürdigt und für wichtig befunden wurde. Angestrebt wurde in diesem Forschungsprojekt, möglichst alle Biografien von Zeuginnen und Zeugen Jehovas aus dem Gebiet des heutigen Saarlandes darzulegen, die nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft am 3. September 1935 im Saarland ihrem Glauben treu blieben und in die Fänge des NS-Regimes gerieten. Nach Aufzeigen markanter Kennzeichen der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas und der Geschichte der saarländischen Versammlungen während der Völkerbundszeit würden in der Publikation junge Männer vorgestellt, die wegen Verweigerung des Kriegsdienstes hingerichtet worden seien, sodann Männer und Frauen, die in Konzentrationslagern starben bzw. diejenigen, welche die Haftzeit überlebt hätten. Weiterhin werde auf Personen eingegangen, die vom Sondergericht Saarbrücken zu Gefängnisstrafen verurteilt worden seien. Hinsichtlich der Nachkriegszeit fänden Männer Gehör, die nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der Bundesrepublik als Totalverweigerer Haftstrafen absaßen. Dieser Personenkreis habe Interviews gewährt und den Autoren Dokumente aus ihrem Privatarchiv zur Verfügung gestellt.
Im Anhang werde auf Verfolgte der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung und Verfolgte der „Neusalem-Gemeinschaft“ im Saarland eingegangen, weil sie als KZ-Häftlinge wie die Zeugen Jehovas den lila Winkel hätten tragen müssen. Die Publikation mit einem Geleitwort von Wolfgang Benz werde einen Umfang von ca. 300 Seiten haben und Ende dieses Jahres oder Anfang des Jahres 2025 erscheinen.
Sprecher Frank-M.Hofmann brachte ein, wie das Buchprojekt vorangetrieben werden könne und welche Möglichkeiten es gäbe, das Thema bekanntzumachen. Er stellte weitere Hilfen vonseiten der LAGE, soweit dies gewünscht werde, in Aussicht.Man war sich am Ende des Gesprächs einig, dass dies ein fruchtbarer Gedankenaustausch gewesen sei und eine Lücke in der Saar-Landesgeschichtsschreibung geschlossen werden könne.
F.J.Schäfer und F.M.Hofmann, LAGE