Warum Israel?

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Kommentar

Flagge des Staates Israel. Quelle: Pixabay

Eine konkrete Folge des „Nie wieder“ nach dem schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte war die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. Nie wieder wollten sich Juden schutz- und wehrlos der Vernichtung ausgesetzt sehen. Das erklärt die mitunter scharfen Reaktionen auf die regelmäßigen Angriffe durch die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah, die international wiederum für Kritik sorgen. Dabei stellt sich die Frage, wieso dieser Konflikt insgesamt, der Staat Israel aber im Speziellen, weltweit für derart emotionale und auch hasserfüllte Reaktionen sorgt. Im Deutschen gibt es mit „Israelkritik“ sogar einen eigenen Begriff, wofür es ansonsten bei keiner anderen internationalen Auseinandersetzung ein Äquivalent gibt – weder für den Kaschmirkonflikt oder den Kongo, noch den Kaukasus. Israel regt (nicht nur die Deutschen) mehr auf, als alle anderen Staaten, die ungelöste Probleme mit ihren Nachbarn haben. Dazu lassen sich sicherlich historische Gründe anführen, etwa die verwickelte Geschichte des Staates und die bis heute nicht erfolgte Gründung eines Staates Palästina.
Wir dürfen uns aber auch nichts vormachen: „Israelkritik“ ist in vielen Fällen nichts anderes als verkappter Antisemitismus. Im Gewand der Empathie für ein vermeintlich von außen unterdrücktes Volk, für dessen Freiheit man sich einsetzt, reproduzieren sich allzu oft alte Vorurteile. Übersehen wird, dass Israel der einzige demokratische Rechtsstaat in der gesamten Region ist. Nur Israel garantiert im Nahen Osten Freiheitsrechte und eine pluralistische Gesellschaft, in der offen die Regierungspolitik kritisiert werden darf. Zudem sind über ein Fünftel seiner Staatsbürger arabischer Herkunft, die bei den Parlamentswahlen die Politik des Landes mitbestimmen. Demgegenüber herrschen Hamas und Fatah streng autoritär in den Palästinensergebieten auch zu Lasten der eigenen Bevölkerung.
Am 7. Oktober hat die Hamas einen beispiellosen Angriff auf das israelische Staatsgebiet begonnen und hunderte Menschen brutal ermordet. Die israelische Reaktion wird hart sein mit dem Ziel, die Hamas dauerhaft zu zerschlagen und künftig weitere Attacken zu verhindern. Es wird sicher leider noch zahlreiche weitere Opfer auf beiden Seiten geben. Die aus europäischer Sicht bequeme Haltung, alle sollen doch bitte mit der Gewalt aufhören, kann sich Israel nicht leisten. Es fällt zudem auf, dass diese Forderung in der Regel erst nach einer israelischen Reaktion erhoben wird. Initiativen wie BDS machen sich zum Handlanger eines mörderischen Regimes im Brustton der moralischen Überlegenheit und der Ignoranz der komplexen historischen Zusammenhänge.
Das erklärte Ziel der Hamas ist die Auslöschung des Staates und alle seiner Bewohner. Zu einem tragfähigen Kompromiss sind sie weder fähig noch willens. Alle Israelis sind sich bewusst, dass sie einen Krieg nicht verlieren dürfen, denn ihre physische Existenz hängt davon ab. Hier entscheidet sich auch für Deutschland das „Nie wieder!“: Bleibt es ein Lippenbekenntnis für Sonntagsreden oder wird es ein integraler Bestandteil politischen Handelns?

Hofmann, LAG Erinnerungsarbeit im Saarland